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10.08.2021 MUSIC IN THE CITY
Präsentation des Workshops mit Cathy Milliken und David Helbich (Komposition), Christian Dierstein und Françoise Rivalland (Schlagzeug), Krassimir Sterev (Akkordeon), Marcus Weiss (Saxofon)

MUSIC IN THE CITY

Der Titel verrät es: Nicht der Konzertsaal, nicht die Bühne, sondern die Stadt mit ihren öffentlichen Räumen ist der Ort des musikalischen Geschehens. Das Projekt bestimmt einen Teil des öffentlichen Raums als Klangraum, greift Charaktere und Gestaltungsmerkmale urbaner Räume musikalisch auf und verbindet Urbanität und experimentelle Musik, um öffentliche Räume mitzugestalten. Das Konzert MUSIC IN THE CITY ist das Ergebnis eines Call for Composers für Open-Air-Werke, die in Zusammenarbeit mit Schlagzeuger*innen, Saxofonist*innen und Akkordeonist*innen entwickelt wurden. Komponist*innen und Musiker*innen arbeiteten zusammen, um Partituren und Konzepte für Open-Air-Musik zu realisieren. Neben der Einbeziehung klanglicher Besonderheiten des gewählten Aufführungsortes setzen sich die Kompositionen auch mit der Funktion und der Geschichte des jeweiligen Ortes auseinander.

Veranstaltet alle zwei Jahre vom Internationalen Musikinstitut Darmstadt (IMD), sind die Darmstädter Ferienkurse eine internationale Plattform für zeitgenössische und experimentelle Musikformen und Komposition: Sie sind Sommerakademie, Festival und Diskursplattform in einem und ein Treffpunkt von Komponist*innen, Interpret*innen, Performer*innen, Klangkünstler*innen und Forscher*innen.

ORTE

Beginn: 17:00 Uhr bei Markierung 1 (Maja Bosnić)

Georg-Büchner-Platz & Wilhelminenplatz, 64283 Darmstadt

1 – THE Q AND A PIECE

Maja Bosnić: the Q and A piece (2021) Uraufführung – 12’
für Ensemble, Fahrrad, zwei Autos und ein teilnehmendes Publikum im öffentlichen Raum

Alberto Cavallaro (Altsaxofon), Alejandro Fenollosa Beltrán (Baritonsaxofon), Kathrine Kirkeng Oseid (Baritonsaxofon), Timothée de la Morinerie (Percussion: Fahrrad), Mikołaj Rytowski (Percussion: Auto), Tomek Szczepaniak (Percussion: Auto), Darja Goldberg (Akkordeon), Aleksandar Popović (Akkordeon), Carlo Sampaolesi (Akkordeon)

the Q and A piece basiert auf alltäglichen Situationen, Klängen und Reaktionen, die zum Stadtleben dazugehören und ad hoc von einer Gruppe vorbeikommender Passant*innen – in diesem Fall: Musiker*innen und Publikum – gemeinsam erzeugt werden. Das Publikum schließt sich den Musiker*innen an, indem es mit seiner Stimme, seinen Händen und Füßen selbst Klänge erzeugt und dabei per Smartphone den einfachen Videoanweisungen folgt. Die gestellten Fragen erzeugen ein gezieltes Gemurmel aus zufälligen Wörtern und Zahlen, die alle gleichzeitig gesprochen werden. Das Klangmaterial schwankt zwischen einheitlichen und synchronisierten Gesten einerseits und unabhängigen, zufälligen und verstreuten Klängen andererseits. Es handelt sich um ein Schaufenster aller möglichen unterschiedlichen Arten der Interpretation und des Verständnisses einer einzigen einfachen Handlung aller Beteiligten. the Q and A piece zeigt, dass keine zwei Menschen identisch reagieren oder denken, und feiert die wunderbare Vielfalt des Lebens inmitten von Unterschieden, die Städte wahrhaftig nähren.

Während der Performance könnt ihr/können Sie gerne näherkommen und euch/sich frei bewegen!

Maja Bosnić (Übersetzung: Gerardo Scheige)

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QR code – the Q & A piece

BIOGRAFIE

Maja Bosnić ist eine Komponistin aus Belgrad/Serbien, die an der Arbeit in ungewohnten Umgebungen interessiert ist. Sie brennt für unmögliche Aufgaben, absurde Lösungen, begrenztes Material, Verspieltheit, ungewisse Ergebnisse, die Behandlung von Instrumenten als vorgefertigte Ausdrucksobjekte und die Behandlung von Gegenständen des realen Lebens als Musikinstrumente.

2 – EAR CRUMBS

Elizabeth Jigalin: ear crumbs (2021) Uraufführung – 12’
Open-Air-Musik für Saxofon, Akkordeon und Percussion

Marta Tiesenga (Saxofon), Manca Dornik (Akkordeon), Gian Marco Medda (Percussion)

liebe geschätzte hörerinnen und hörer,
ear crumbs ist eine köchelnde suppe aus 378 postkarten-großen partituren mit notationen, beobachtungen, aktionen und übersetzungen. jede partitur ist eine persönliche einladung zur musik im freien. während der darmstädter ferienkurse habe ich einen teil dieser partituren im dialog mit den musiker*innen erstellt und überarbeitet, um die heutige aufführung für sie zu entwickeln:

teil eins: das ohr freimachen – die musiker*innen sind ein skulpturaler hörorganismusteil zwei: spielplätze – die musiker*innen beschäftigen sich mit partituren!!!

ich schreibe dies von meinem unordentlichen, mit partiturkrümeln bedeckten schreibtisch in sydney/australien und bin traurig, nicht mit euch/mit ihnen in darmstadt sein zu können. aber ich bin den dozent*innen und musiker*innen dankbar für ihre bemühungen, die es mir ermöglichten, teilzunehmen, zu lernen, darmstadt virtuell zu erleben und dieses Werk zu schaffen. 

danke für euer/für ihr gehör!
elizabeth

Übersetzung: Gerardo Scheige

BIOGRAFIE

Elizabeth Jigalin ist eine Komponistin, die es liebt, kuriose Klangwelten zu erschaffen und mit anderen zusammenzuarbeiten, um Elemente aus Musik, Schauspiel, Theater, Medien und dem Alltag zusammenzusetzen.

3 – PAVILION (EXCAVATION)

Samuel Johnstone: Pavilion (Excavation) (2021) Uraufführung – 11’
Ein klanglicher Sommerpavillon für Darmstadt

Anouk Neyens (Sopransaxofon), Pantelis Likoudis (Altsaxofon), Shiau-Shiuan Hung, Chuang Ying-Chen, Santiago Villar Martín (Percussion), Cong Li (Akkordeon),  Daniel Sclafani, Junhao Tong (Performer mit Mikrofon)

Acht Musiker*innen werden zu einem Archäologenteam, das auf einer Ausgrabungsstätte nach Spuren verlorener Strukturen der Stadt sucht. Irgendwo, unweit von hier, stand einst ein Pavillon – der Ludwigstempel. Die Spuren dieses Pavillons befinden sich noch immer unter der Oberfläche; ebenso wie die Geräusche und Erinnerungen an eine Stadt, die in den letzten 70 Jahren eine Baustelle geblieben ist.

 Für einen flüchtigen Moment werden diese verlorenen Strukturen und klanglichen Erinnerungen an Darmstadt aus dem Boden ausgegraben und in der Luft in Resonanzen übertragen.

Samuel Johnstone (Übersetzung: Gerardo Scheige)

BIOGRAFIE

Samuel Johnstone absolviert ein Masterstudium in Komposition an der Hochschule für Musik in Dresden. In seinen Werken interessiert er sich für die Beziehung zwischen Klang und den Objekten, Umgebungen und Menschen, die ihn erzeugen.

THE Q AND A PIECE

4 – PULSATING SKIN

Justina Repečkaitė: Pulsating skin (2021) Uraufführung – 13’
für vier Snare Drums und Live-Elektronik

Corentin Barro, Romane Bouffioux, Pablo Mena, Federico Tramontana (Percussion)

Vier Snare Drums sind mit Transducern ausgestattet – kleinen Lautsprechern, die den Klang in das Innere der Instrumente übertragen und an deren Fell befestigt sind. Der Klang wird unmittelbar an die Trommeln gesendet, die wie Resonanzkörper wirken und durch menschliche Berührung manipuliert werden. Diese Harmonien sind von sogenannten physikalischen Modellen inspiriert, von der Resonanz einer kreisförmigen Membran, deren Frequenz derjenigen einer kleinen Trommel entspricht. Die Interpret*innen illuminieren die Klänge, die sie hören (und fühlen!), ohne einer Partitur zu folgen. Die Impulse, die die Musiker*innen leiten, entstehen aus einer Überlagerung leicht unterschiedlicher Frequenzen, da der Klang sich abwechselnd in konstruktiver und destruktiver Form präsentiert und auf diese Weise Pulsationen (Beats) erzeugt. Snare Drums senden mechanische Impulse aus, die für die Stadt charakteristisch sind, kombiniert mit Naturanspielungen, die in der städtischen Umgebung immer noch vorhanden sind.

Justina Repečkaitė (Übersetzung: Gerardo Scheige)

BIOGRAFIE

Justina Repečkaitė ist eine litauische Komponistin, die in Paris lebt, wo sie am IRCAM (Forschunginstitut für Akustik/Musik) studierte. Ihre Musik wird mit einem „Diamanten“ und „einer scharfen Bleistiftzeichnung“ verglichen.

© ️Kristof Lemp
© ️OpenStreetMap contributors
© ️Elizabeth Jigalin
© ️Elizabeth Jigalin
© ️Kristof Lemp
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© ️Elizabeth Jigalin
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