Robert Lippok
Komponist, Performer, Kurator

Welcher Klang ist besonders für dich?
Nicht ein bestimmter Klang, sondern eine akustische Situation: der Wald.
In meiner künstlerischen Praxis beschäftige ich mich oft mit Schwellen, mit Zwischenräumen.
Im Wald zersplittert der Klang in einem offen-geschlossenen Raum. Äste, Stämme und Luft brechen jedes Geräusch in Fragmente. Der Wald hört zu, indem er sich zerstreut – jedes Geräusch ist vorübergehend, zersplittert, in der Schwebe zwischen Entblößung und Einschließung.
Braucht (deine) Musik einen sicheren oder geschützten Raum?
Meine Musik braucht keinen sicheren Raum im herkömmlichen Sinne. Sie braucht einen Raum, in dem Unsicherheit möglich ist – in dem sich Strukturen auflösen und neu zusammensetzen können. Ich fühle mich zu Umgebungen hingezogen, die Reibung, Verletzlichkeit und sogar Scheitern zulassen. Sicherheit liegt für mich in der Freiheit, etwas zu riskieren, eine Form zu verändern, um sie neu zu entdecken.
Welches Instrument muss noch erfunden werden?
Ein Instrument, das noch erfunden werden muss, ist eines, das nicht nur Klang, sondern auch Potenzial spielt – ein System, das in Echtzeit auf Raum, Gesten, Materialspannung und Erinnerung reagiert. Keine fixe Schnittstelle, sondern eine fließende, sich entwickelnde Architektur. Ein Instrument, das ebenso gut zuhört wie es spricht. Vielleicht nicht einmal ein Objekt, sondern eine Situation, in der Komposition, Umgebung und Interpret:in zu einem instabilen klanglichen Organismus verschmelzen. Etwas zwischen einer Partitur, einer Struktur und einem Resonanzfeld.