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Anthony Braxton: 50+ Years of Creative Music

Internationale Konferenz, kuratiert von Timo Hoyer und Kobe Van Cauwenberghe


Di. 08. August 2023, 09:30 – 16:00

Lichtenbergschule (Mensa), 16:15–18:00 Akademie für Tonkunst (Wilhelm-Petersen-Saal)

09:30 Ankunft, Begrüßung

10:00 Begrüßung Thomas Schäfer, Kobe Van Cauwenberghe & Timo Hoyer

10:15 Timo Hoyer: Tri-Centric Modeling: „A system of becoming, not arriving“.

11:00 Marc Hannaford: “He Sees Beauty in that Everlasting Struggle for Truth”: Anthony Braxton as Music Theorist

11:45 Pause

12:00 Paul Steinbeck: Braxton the Theorist

12:45 Nina Polaschegg: How to analyse Braxton’s music?

13:30 Mittagspause

14:30 Katherine Young: The Trillium Opera Cycle

15:10 Kyoko Kitamura: Syntactical Ghost Trance Music (remote)

15:35 Anne Rhodes: Pine Top Aerial Music

16:00 Pause, 🚀 Raumwechsel in die Akademie für Tonkunst (Wilhelm-Petersen-Saal) auf der anderen Straßenseite

16:15 Elisabeth Harnik/Timo Hoyer: Anthony Braxton’s compositions for solo piano. A performance-lecture

17:00 George E. Lewis im Gespräch mit Anthony Braxton

Fortsetzung der Konferenz am 9. August 2023

Seit mehr als einem halben Jahrhundert spielt Anthony Braxton als Komponist, Multiinstrumentalist, Musiktheoretiker, Lehrer, Mentor und Visionär eine wichtige Rolle in der aktuellen Musik. Inspiriert vom Jazz, der europäischen Kunstmusik und der Musik anderer Kulturen, bezeichnet Braxton sein Schaffen als Creative Music. Die zweitägige internationale Konferenz ist die erste, die sich derart ausführlich mit seinem Werk befasst.

Braxtons bisherige Karriere lässt sich grob in zwei Schaffensperioden einteilen. Die erste begann mit seinem Beitritt zur AACM im Jahr 1967 und dauerte bis in die frühen 1990er Jahre. Inspiriert von Muhal Richard Abrams und seinen AACM-Kollegen entwickelte er schnell seine eigenen Improvisations- und Kompositionsmethoden unter Verwendung eines Systems, das er „Language Music“ nannte. Er veröffentlichte sein bahnbrechendes Soloalbum For Alto, tourte mit der Band Circle, gründete eigene Ensembles und nahm Musik für eine Vielzahl von Labels auf, vor allem für europäische Kleinstfirmen sowie für das internationale Major Label Arista. In dieser Zeit wurde Braxton zum „Superstar der Jazz-Avantgarde“ (Bob Ostertag), auch wenn er als Nonkonformist auftrat und damit als höchst umstritten galt. Als Komponist schrieb er Musik für Klavier, kleine und große Ensembles, 100 Tuben, Orchester und mehr. In diesen Jahren veröffentlichte er seine Tri-Axium Writings (drei Bände) und die Composition Notes (fünf Bände).

In der zweiten Periode hat Braxton einige seiner kompositorischen Prinzipien aus der früheren Periode weiterentwickelt, sowie Gedanken über Musik teilweise neu definiert und umgestaltet. Sie begann Mitte der 1990er Jahre mit der Ausgestaltung seiner so genannten Ghost Trance Music, einem musikalischen Konzept, das Elemente der Komposition und der Improvisation kreativ miteinander verbindet. Es wurde zur Grundlage der zwölf Komponenten eines ganzheitlichen Systems, das er “Tri-Centric Modeling” nannte. Außerdem baute er seine Tri-Centric Foundation auf und gründete ein Plattenlabel (Braxton House / New Braxton House). Bis heute arbeitet er an seinem noch nicht vollendeten Opernzyklus Trillium und entwickelte neben Ghost Trance Music weitere kompositorische Systeme innerhalb des übergreifenden “Tri-Centric Modeling”, dazu zählen Diamond Curtain Wall Music (eine Studie über interaktive elektronische Klänge), Falling River Music (ein System grafischer Partituren), Echo Echo Mirror House Music (eine interaktive Klangcollage, die aus Braxtons gesamten Aufnahmen besteht) und sein neuester Prototyp Thunder Music, der im Rahmen der Darmstädter Ferienkurse am 7. August 2023 uraufgeführt wird.

Die Konferenz wird sich mit einer Vielzahl von Themen befassen, die für Braxtons Werk von zentraler Bedeutung sind. Neben einem Interview mit Braxton selbst und einer Diskussionsrunde mit einigen seiner engsten Kolleg:innen und Expert:innen wird es mehrere Vorträge von Interpret:innen und führenden Forscher:innen auf diesem Gebiet sowie zwei interaktive Workshops geben, in denen die Teilnehmer:innen der Ferienkurse die Möglichkeit haben, sich direkt mit Braxtons Creative Music auseinanderzusetzen.

Mit freundlicher Unterstützung von ARIA (Antwerp Research Institute for the Arts) der Universität Antwerpen