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Spiegelungen

Komponist:innen äußern sich über die Musik anderer – Lectures von Ulrich Mosch und Angela Ida De Benedictis


Fr. 11. August 2023, 10:00 – 13:00

Lichtenbergschule (Mensa)

Ulrich Mosch: Der Blick der 1950er Jahre auf Anton Webern

Wenn Komponist:innen sich zur Musik ihrer Kolleg:innen oder zum Schaffen von Bildenden Künstler:innen äußern, sprechen sie auch, und vielleicht sogar vor allem, über sich selbst. Die Kommentare lassen sich entsprechend als Quellen über ihr eigenes musikalisches Denken lesen. Anton Weberns Musik, insbesondere sein zwölftöniges Komponieren, wurde in den fünfziger und frühen sechziger Jahren vielfach kommentiert. Sein Schaffen wurde dabei zur Projektionsfläche ganz unterschiedlicher Vorstellungen: Jeder Komponist fand darin seinen Webern. Pointiert ausgedrückt: Strawinsky spricht über einen anderen Webern als Stockhausen, Boulez über einen anderen als Michel Fano, Henri Pousseur oder Luigi Nono. Eine kritische Lektüre führt zu einem Kaleidoskop von Webern-Bildern, so dass man sich irgendwann fragt: Und wo bleibt denn nun Webern?

Angela Ida De Benedictis: “Sich selbst im Anderen suchen”: Komponisten analysieren in den 1950er und -60er Jahren die Musik anderer

In seinen bekannten Harvard-Lectures hob Luciano Berio hervor, das wichtigste Analyseinstrument eines Komponisten sei die eigene Poetik. Über die Werke anderer zu sprechen, sei für einen Komponisten immer und unabhängig von den Kategorien und Kriterien, die zur Analyse herangezogen werden, “ein Prozess der Selbstanalyse”: “Man projiziert unweigerlich sich selbst und seine eigene Poetik in die Analyse eines Werkes”. Aus dieser Perspektive werden ausgewählte Analysen aus den 1950er Jahren aus der Feder von Komponisten wie Karlheinz Stockhausen, Pierre Boulez, Luigi Nono oder Berio selbst neu gelesen und mit der jeweils eigenen kompositorischen Entwicklung jener Jahre in Beziehung gesetzt.