Darmstädter Erklärung der Vielen
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des IMD unterstützen die Darmstädter Erklärung der Vielen.
Die Darmstädter Erklärung DIE VIELEN wurde von den Darmstädter Kulturfrauen, einem freien Zusammenschluss kulturschaffender Frauen, initiiert und formuliert.
DIE VIELEN ist eine bundesweite Kampagne mit Aktionen und Foren, die sich für die Freiheit der Kunst und Kultur stark macht und sich entschieden gegen Repression und Ausgrenzung einsetzt. DIE VIELEN fordern einen demokratischen und offenen Umgang mit und in den Einrichtungen von Kunst und Kultur. Jede Stadt oder Region verfasst in Anlehnung an die erste Erklärung (Berliner Erklärung DIE VIELEN) eine eigene Erklärung.
Darmstädter Erklärung der Vielen
Wir leben in einer pluralen Gesellschaft. Viele unterschiedliche Interessen treffen aufeinander und finden sich in Zwischenräumen. Demokratie muss somit täglich neu verhandelt werden – immer unter einer Voraussetzung: Es geht um das Wohl aller, um jede*n Einzelne*n in einer Gesellschaft der vielen Möglichkeiten.
In Darmstadt kreuzen sich die Wege von Menschen aus über 140 Nationen. Von der Migration hat die Stadt in ihrer Geschichte stets profitiert. Sie bedeutet Vielfalt, Diversität und erfordert produktive Auseinandersetzung und Toleranz als Fundament unserer Gesellschaft. Die zunehmende internationale Vernetzung ist Belebung und Bereicherung für jede Kultur. Der Blick in andere Länder, in denen die Rechte nicht nur von Kulturschaffenden zunehmend eingeschränkt oder unterbunden werden, zeigt das Ausmaß der Bedrohung des freien und kritischen Diskurses. Der Blick aufs eigene Land macht deutlich, dass dieser auch hierzulande verteidigt werden muss.
Nach dem größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte, dem Zivilisationsbruch durch den Nationalsozialismus, wissen wir um die Gefahren von antidemokratischen Strukturen und nationalistisch-rassistischem Gedankengut. Darmstadt wurde schnell zu einer Hochburg des Nationalsozialismus und seiner menschenfeindlichen Ideologie. Heute leben wir in Deutschland in einer offenen demokratischen Gesellschaft miteinander. Diesen offenen Geist gilt es zu bewahren und weiter zu entwickeln: Die Würde des Menschen ist unantastbar. In diesem Sinne stehen wir als Aktive der Kulturlandschaft nicht über den Dingen, sondern begreifen die Kunst und ihre Einrichtungen, die Museen, Theater, Ateliers, Clubs, die urbanen und ländlichen Orte der Kultur als offene Räume von Vielen für Viele.
Demokratische und künstlerische Freiheit ist nicht ohne Widersprüche und ist niemals einfach. Aber wir verteidigen sie gegen alles, was sie bedroht: völkisch-nationalistische, fundamentalistische, populistische oder autoritäre Weltbilder. Wir verteidigen sie gegen Geschichtsverfälschung, Stimmungsmache, Ausgrenzung und Abwertung anderer Menschen, wie z.B. jede Form von Rassismus, Homo- und Transphobie, Frauenfeindlichkeit, Antisemitismus oder Islamophobie, und geben solchen Positionen keinen Raum. Im Interesse des Gemeinwesens verpflichten wir uns zur Solidarität mit Menschen, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden.
Solidarität statt Privilegien und Ausgrenzung. Es geht um Alle. Die Kunst bleibt frei!
Die Freiheit der Kunst, Kultur und Wissenschaft duldet keine Eingriffe, sie schafft einen Raum zur Veränderung der Welt. Zu dieser Veränderung wollen wir dadurch einen Beitrag leisten, dass die Angebote in unserer Stadt allen Menschen offen stehen und die Strukturen gleiche Chancen und Teilhabe an Diskussionen und Entscheidungen ermöglichen.
Die Darmstädter Erklärung versteht sich als Teil der bundesweiten Aktion „Die Vielen“. Diese organisiert sich über regionale Zusammenschlüsse mit lokalem Charakter, die jeweils eigene Erklärungen bundesweit verbreiten. Alle Unterzeichnenden der Darmstädter Erklärung sind Einrichtungen von Kunst, Kultur, Bildung und Wissenschaft aus Darmstadt und Umgebung sowie freie Kunst- und Kulturschaffende, ihre Interessenvertretungen oder Verbände. Die Liste ist offen, ihre Unterzeichnung hat den Charakter einer Selbstverpflichtung.
Die Unterzeichnenden wenden sich im Sinne der Erklärung mit einer gemeinsamen Haltung an die Öffentlichkeit und orientieren sich in ihrer Arbeit an deren Prinzipien. In einem regelmäßigen Austausch stellen sie sich und ihre Arbeit der gegenseitigen Kritik und Diskussion. Sie machen den Text sowohl innerhalb der eigenen Organisation wie auch öffentlich bekannt, z.B. auf Internetseiten, in Programmheften, als Aushang in Foyers oder in einer anderen geeigneten Form.
Sie verpflichten sich zu gegenseitiger Solidarität mit Kultureinrichtungen und Kulturschaffenden, mit Wissenschaftsinstitutionen und Wissenschaftler*innen, die durch Hetze und Eingriffe in die Freiheit der Kunst, Kultur und Wissenschaft unter Druck geraten.
Als Teil der bundesweiten Aktion können die Unterzeichnenden sowie ihre Veranstaltungen und Aktivitäten auf der Homepage www.dievielen.de sichtbar gemacht werden. Umgekehrt können sich die Unterzeichnenden an bundesweiten Aktivitäten und Kampagnen beteiligen.
Informationen und Teilnahme: darmstaedter.erklaerung@dievielen.de